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Intension

Mit der „Straße der Erinnerung“ auf dem Spree-Bogen-Areal in Moabit werden – Helden ohne Degen – geehrt und ins Bewusstsein der deutschen Bevölkerung, aber auch der vielen internationalen Besucher Berlins gerückt. Die benannten Persönlichkeiten zeichnen sich aus durch herausragende wissenschaftliche Leistungen, besondere Beiträge zur künstlerischen Kultur Deutschlands oder durch mutiges und selbstloses Eintreten gegen staatliche Willkür.

Titelbild - Büste von Albrecht Haushofer - Straße der Erinnerungen

Albrecht Haushofer

7. Januar 1903 – 23. April 1945

Albrecht Haushofer war ein Widerstandskämpfer während des Nationalsozialismus. Er war als Geograph, Diplomat und Schriftsteller tätig. In seinem Wirken als Professor für politische Geographie und Geopolitik versuchte er, erfolglos, die aggressive Außenpolitik Hitlers zu mäßigen, die er früh als große Gefahr für den europäischen Frieden ausmachte. In seinen literarischen Werken übte Haushofer auf subtile Weise Kritik am machtpolitischen Irrweg Deutschlands. Als Regimefeind wurde er gegen Ende des 2. Weltkrieges im Lehrter Zellengefängnis inhaftiert. Hier verfasste er die „Moabiter Sonette“, das bedeutendste literarische Zeugnis des deutschen Widerstandes. Kurz vor der Befreiung Berlins wurde er hinterrücks beim Marsch vom Gefängnis zum Prinz-Albrecht-Palais erschossen. Sein Bruder fand ihn kurze Zeit später, mit den Sonetten in der Hand auf dem Boden liegend. Die Büste steht nun nur wenige hundert Meter von der Stelle entfernt, an der er erschossen wurde.

Büste von Albrecht Haushofer - Straße der Erinnerungen
Büste von Georg Elster - Straße der Erinnerungen

Georg Elser

4. Januar 1903 – 9. April 1945

„Ich wollte ja auch durch meine Tat ein noch größeres Blutvergießen verhindern.“

Georg Elser war ein Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus. Er war überzeugt, dass Hitler einen katastrophalen Weltkrieg auslösen würde, der nur durch den Tod des Diktators verhindert werden könnte. Am 8. November 1939 führte er im Münchner Bürgerbräukeller ein Bomben-Attentat auf Adolf Hitler aus, welches nur knapp scheiterte. Bereits im Herbst 1938 hatte er begonnen alleine seine Tat vorzubereiten und beharrlich alle Voraussetzungen für einen erfolgreichen Anschlag geschaffen. Der Arbeiter aus Württemberg war dem Ziel, Hitlers Leben zu beenden, so nahegekommen, wie erst Jahre später der Kreis um Stauffenberg. Nach jahrelanger Isolierung im Konzentrationslager Sachsenhausen wurde er im April 1945 im KZ Dachau erschossen. Dieses Denkmal für den Hitler-Attentäter ist das Erste in Deutschland überhaupt. Mit dem Attentat auf Hitler folgte Elser der Überzeugung, Frieden und Gerechtigkeit zurückgewinnen zu können.

Ludwig Mies
van der Rohe

27. März 1886 – 17. August 1969

„Es ist eine natürliche, menschliche Art, nicht nur auf Zweckmäßiges zu sehen, sondern auch Schönes zu suchen und zu lieben.“

Ludwig Mies van der Rohe gilt als einer der bedeutendsten Architekten der Moderne. Er hat als Architekt und Architekturdenker der Klassischen Moderne auf der ganzen Welt unvergängliche Spuren hinterlassen. Mit seinem minimalistischen Denken inspirierte er schon zeitgenössische Architekten, getreu dem Motto: „weniger ist mehr“. Mies van der Rohes’ Gedanke, dass Schönheit und funktionale Moderne vereinbar sind, ist ein lebendiges Vermächtnis an Architektur und Gesellschaft unserer Zeit.

„Baukunst wurzelt in ihren einfachsten Gestaltungen ganz im Zweckhaften.“

Büste von Ludwig Mies van der Rohe - Straße der Erinnerungen
Büste von Käthe Kollwitz - Straße der Erinnerungen

Käthe Kollwitz

8. Juli 1867 – 22. April 1945

„Ich will wirken in dieser Zeit, in der die Menschen so ratlos und hilfsbedürftig sind.“

Käthe Kollwitz war eine der bekanntesten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. In ihren Werken hat sie vor allem die Lebensthemen Schmerz, Abschied und Sorge verarbeitet. Sie antwortete damit auf das Schicksal ihrer Generation: dem unermesslichen Leid der zwei Weltkriege. Ihr „Nie wieder Krieg“- Plakat wurde zum Sinnbild der Friedensbewegung der 20er Jahre. Nach 1945 wurde die Künstlerin sowohl in der Bundesrepublik, als auch in der DDR zur Symbolfigur für den Pazifismus. Die Kollwitz-Figur „Mutter mit dem toten Sohn“ bildet seit 1993 das Zentrum der Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer des Krieges und der Gewaltherrschaft in der “Neue Wache”.

„Nie habe ich eine Arbeit kalt gemacht, sondern immer gewissermaßen mit meinem Blut. Das müssen die, die sie sehen, spüren.“

Walther Rathenau

29. September 1867 – 24. Juni 1922

„Mechanisierung verleiht dem irdischen Handeln eine Richtungskomponente ins Ungeistige.“

Walther Rathenau war Reichsaußenminister der Weimarer Republik, Industrieller und Schriftsteller. Er wirkte in dem von seinem Vater gegründeten Elektrokonzern AEG federführend mit. Als kulturkritischer Denker suchte er Antworten auf die Probleme der modernen Industriegesellschaft. Als Politiker gelangte er 1922 zu weltgeschichtlicher Wirkung mit den Verträgen von Rapallo zwischen der Weimarer Republik und Sowjetrussland. Hier wurde der Verzicht auf Reparationszahlungen vereinbart. Nur wenige Monate später wurde er in Berlin-Grunewald auf dem Weg zum Auswärtigen Amt von rechtsradikalen Attentätern ermordet. Mit ihm würdigt die “Straße der Erinnerung” einen frühen Streiter für ein demokratisches Deutschland.

„Ich will Selbstbestimmung, selbstverdientes Geschick und Freiheit.“

Büste von Walther Rathenau - Straße der Erinnerungen
Büste von Ludwig Erhard - Straße der Erinnerungen

Ludwig Erhard

4. Februar 1897 – 5. Mai 1977

„Die Arbeit ist und bleibt die Grundlage des Wohlstandes.“

Ludwig Erhard war zuerst Wirtschaftswissenschaftler, dann maßgeblicher Politiker der jungen Bundesrepublik und schließlich, zweiter deutscher Bundeskanzler nach Konrad Adenauer. Durch sein innovatives Schaffen als Bundesminister für Wirtschaft prägte er entscheidend die Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft. Erhard ist der Erfinder des deutschen Modells für eine Volkswirtschaft, in der das Prinzip unternehmerischer Entfaltung mit der Idee sozialer Gerechtigkeit vereint wird. Er galt in dieser Funktion als Vater des „deutschen Wirtschaftswunders“, dessen Markenzeichen seine stets rauchende Zigarre war. In seinem populären Buch „Wohlstand für alle“, legte er seine Vorstellungen allgemeinverständlich dar.

„Eine freiheitliche Wirtschaftsordnung kann auf die Dauer nur dann bestehen, wenn und solange auch im sozialen Leben der Nation ein Höchstmaß an Freiheit, an privater Initiative und Selbstvorsorge gewährleistet ist.“

Konrad Zuse

22. Juni 1910 – 18. Dezember 1995

„Durch die Maschine wird dem Ingenieur die mechanische Rechenarbeit nicht nur abgenommen, sondern ihr Umfang kann enorm gesteigert werden.“

Konrad Zuse war Ingenieur, Erfinder und Pionier der Rechentechnologie. Im Alter von 25 Jahren erarbeitete er zunächst in theoretischen Überlegungen ein Modell für eine Rechenmaschine, durch welche die mechanische Rechenarbeit nicht nur erleichtert, sondern in der Leistung enorm gesteigert werden konnte. 1941 entwickelte er den „Z3“, der heute als erster funktionstüchtiger Computer der Welt gilt. Er schuf damit die Basis für unsere heutige Computertechnik.

„Praktische Anwendung finden nicht die richtigsten, sondern die einfachsten Theorien.“

Büste von Konrad Zuse - Straße der Erinnerungen
Büste von Albert Einstein - Straße der Erinnerungen

Albert Einstein

14. März 1879 – 18. April 1955

„Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“

Albert Einstein war ein theoretischer Physiker und gilt als einer der bedeutendsten Wissenschaftler aller Zeiten. Sein Hauptwerk, die Relativitätstheorie, machte ihn weltberühmt. 1921 erhielt er den Nobelpreis für Physik. Albert Einstein gilt als Inbegriff des Forschers und Genies. Er nutzte seine außerordentliche Bekanntheit nach 1918 bei seinem Einsatz für Völkerverständigung und Frieden und nach 1933 für den Kampf gegen die nationalsozialistische Diktatur und den Weltkrieg Adolf Hitlers.

„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“

Thomas Mann

6. Juni 1875 – 12. August 1955

„Der lebenswidrige Missbrauch, die reaktionäre Ausbeutung antiliberaler Ideen kann nicht siegreich sein.“

Thomas Mann ist einer der bedeutendsten Schriftsteller, die Deutschland je hervorgebracht hat und unbestritten der größte Romancier des 20. Jahrhunderts. Im Jahre 1929 erhielt er für seinen Roman “Buddenbrooks” den Nobelpreis für Literatur. Er wandte sich schon früh mit Kritik gegen den aufkeimenden Nationalsozialismus. 1933 musste er in die Emigration gehen und wurde in den USA zum Repräsentanten des anderen Deutschlands und zum publizistischen Kämpfer gegen die Hitler-Diktatur.

„Der Gnade, deren Deutschland so dringend bedarf, bedürfen wir alle.“

Büste von Thomas Mann - Straße der Erinnerungen
Büste von Edith Stein - Straße der Erinnerungen

Edith Stein

12. Oktober 1891 – 9. August 1942

„Alles Abstrakte ist letztlich Teil eines Konkreten. Alles Tote dient letztlich dem Lebendigen. Jede abstrakte Tätigkeit steht darum letztlich im Dienst eines lebendigen Ganzen.“

Edith Stein war eine bedeutende Philosophin und Frauenrechtlerin jüdischer Herkunft. 1922 wurde sie durch die Taufe in die katholische Kirche aufgenommen. 1933 hatte Sie von den Nationalsozialisten Lehrverbot erhalten. Am 02. August 1942 wurde Sie von der Gestapo verhaftet und eine Woche später im KZ Auschwitz ermordet. In der Kirche wird sie als Märtyrerin verehrt und gilt als Brückenbauerin zwischen Christen und Juden. Papst Johannes Paul II. sprach sie am 1. Mai 1987 (in Köln) selig und am 11. Oktober 1998 (in Rom) heilig.

„Für die äußere Betrachtung ist der Leib als das in die Sinne Fallende das Erste und der Geist das Letzte. Von innen her gesehen ist der selbstbewusste Geist das Erste und der Körper das Entfernteste und Letzte.“

Helmut Kohl

3. April 1930 – 16. Juni 2017

„Ihr seid nicht allein, wir stehen an eurer Seite. Wir sind und bleiben eine Nation, und wir gehören zusammen.“

Helmut Kohl war von 1982 bis 1998 deutscher Bundeskanzler und ist als „Kanzler der Einheit“ in die Geschichtsbücher eingegangen. Mit beginnendem Jugendalter engagierte er sich bereits leidenschaftlich für die Idee der europäischen Einigung. Seine Vision war ein „Europa ohne Schlagbäume“ und eine harmonische Zusammenarbeit der europäischen Völker in Wirtschaft und Kultur. Sein Meisterstück war seine international abgestimmte Deutschlandpolitik in den Jahren 1989 und 1990. Gestützt auf die enge Freundschaft mit dem amerikanischen Präsidenten George Bush und seinem starken Vertrauensverhältnis zu Michael Gorbatschow gelang es ihm, in internationalen Verhandlungen die Wiedervereinigung von Ost und West zu erreichen. Bis zum Ende seiner Kanzlerschaft stellte Kohl die Weichen für eine schnelle Verwirklichung der Europäischen Union und einer gemeinsamen Währung: dem EURO.

„Ich wandle immer auf meinen eigenen, ganz und gar unverwechselbaren Spuren.“

Büste von Helmut Kohl - Straße der Erinnerungen
Denkmal "Wir sind das Volk" - Straße der Erinnerungen

Wir sind das Volk

Denkmal in Erinnerung der friedlichen Revolution

An ein großes Ereignis der Zeitgeschichte erinnert seit 2009 das Denkmal “Wir sind das Volk” der friedlichen Revolution der Menschen in der DDR und in Berlin, die Deutschland die Wiedervereinigung brachte. Das Denkmal schuf der Künstler Rolf Biebl. Die Gestalt, die mit dem Einsatz ihres ganzen Körpers die Mauer durchbricht, geht zurück auf einen spontanen Gedanken des Künstlers in der Nacht des 09. November 1989.

Berliner Mauer

Ein Stück deutsche Geschichte

Ein Stück der Berliner Mauer erinnert an die Teilung Deutschlands. Moabit gehörte einst zur „Insel“ Westberlin. Heute liegt der Ortsteil und damit auch das Spree-Bogen-Areal im Zentrum der Stadt.

Teilstücke der Berliner Mauer - Straße der Erinnerungen

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Anlässlich der Ehrung von Persönlichkeiten durch die Denkmäler auf der “Straße der Erinnerung” erschienen Begleitbände, die von renommierten Autoren verfasst wurden und den jeweils aktuellen Stand der Forschung über die Geehrten wiedergeben.

Die Bände sind direkt vor Ort im AMERON Berlin Abion Spreebogen Waterside erhältlich.